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KHD Übung


Datum: 6. April 2024
Event: KHD Übung


Große Katastrophenhilfsdienst-Übung im Gemeindegebiet von Großweikersdorf

Einige Bewohner von Großweikersdorf und den umliegenden Ortschaften haben sich wohl gefragt, warum am Samstag, den 6. April so viele rote Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs waren. Im Gemeindegebiet wurde eine großangelegte Übung aller sechs Katastrophenhilfszüge des Bezirkes Tulln abgehalten. 312 Feuerwehrfrauen und Männer waren mit 60 Fahrzeugen gekommen, um mehrere sehr gut geplante Übungsszenarien abzuarbeiten. Am Parkplatz vor dem Freibad wurde mit Hilfe unseres Einsatzleitcontainers eine große Übungsleitung mit mehr als zehn Personen eingerichtet, die im ständigen Kontakt mit den einzelnen Übungsstationen stand. Hier wurden die eintreffenden Hilfskräfte koordiniert und von den Zugskommandanten zu den örtlichen Übungsplätzen mittels ortskundiger Lotsen beordert.
Acht interessante und herausfordernde Übungsszenarien mussten in den umliegenden Katastralgemeinden unter Beobachtung abgearbeitet werden. Dabei wurde schon bei der Übungsausarbeitung darauf geachtet, dass die gestellten Aufgaben sehr realistisch dargestellt werden können. Grundsätzlich wurde auf viele moderne Hilfsmittel, wie man sie von täglichen Einsätzen kennt, verzichtet. Somit sahen vielleicht einige Übungslagen beim Eintreffen der zugeteilten Mannschaften fast unbewältigbar aus, aber mit etwas Kreativität und Scharfsinn konnten alle Vorgaben perfekt gemeistert werden.

Den Beginn machte Ameisthal, dort galt es eine „Verklausung“ des Baches beim Kanaleinlauf zu entfernen. Große Bäume waren in das Kanalrohr befördert worden, und verstopften den Durchfluss. Wegen des „unwegsamen“ Geländes war eine Zufahrt mit Wechselladefahrzeug und Kran nicht möglich. So musste etwa 100 Meter oberhalb der Schadstelle der Bach mit bereitgestellten Holzbrettern aufgestaut werden, um die Baumstämme mit einem Greifzug gefahrlos aus dem Rohr ziehen zu können. Zur gleichen Zeit war es vor dem Feuerwehrhaus zu einem „LKW-Unfall“ gekommen, wo eine unbekannte Flüssigkeit aus einem Behälter austrat. Annahme war, dass die alarmierte „Schadstoffgruppe“ des zuständigen Abschnittes nur unter geringer Mannschaftsstärke vor Ort eingetroffen war und Unterstützung einer weiteren „Einsatzgruppe“ benötigte. Mit leichten Schutzanzügen und unter schwerem Atemschutz wurde die Flüssigkeit vor Eintritt in die Kanalisation aufgefangen und gebunden, um eine Umweltschädigung zu verhindern.

In Baumgarten am Wagram wurde nach einem „Unwetter“ ein Graben mit Wasser „überschwemmt“ und versperrte den Zugang zu einer pflegebedürftigen Person. Diese Person musste liegend mittels Korbschleiftrage und eigens aufgebauter Seilbahn über den 30 Meter breiten Fischteich gerettet werden. Dazu wurde mittels Greifzug zwischen den Uferböschungen ein Seil gespannt, über das die bettlägerige Person in der Korbschleiftrage trocken über das Wasser gezogen werden konnte.

In Ruppersthal drohten durch „massive Unwetter“ zwei Häuser einzustürzen. Diese konnten nur durch Pölzarbeiten gesichert werden. Mittels bereitgestellten massiven Kanthölzern und Brettern, die laut Übungsannahme von einer Baustelle genommen werden konnten, wurde eine Wand und ein Kellergewölbe abgestützt und so ein weiterer Schaden verhindert.  

Übungsannahme in Tiefenthal war eine „Überschwemmung“ nach Unwettern, wo der „einzige“ Ablauf des Ortsbaches durch angeschwemmte Baumstämme verstopft war. Der mittlerweile auf der Straße „fließende“ Bach drohte einige Häuser zu überschwemmen. Darum musste der Wasserlauf aufgestaut und umgeleitet werden, um die Baumstämme aus dem Kanalrohr ziehen zu können. Auch hier war nur der Einsatz von einfachen Hilfsmitteln wie Greifzug und Bauholz zugelassen.

Am Gelände der Kläranlage in Wiesendorf wurden drei weitere herausfordernde Übungsschauplätze abgearbeitet:
Am Ortsrand von Kleinwiesendorf war aus unbekannter Ursache Mineralöl ausgetreten, das auf der Schmida stromabwärts Richtung Absdorf geschwemmt wurde.
Leider hatte die zu Hilfe gerufene Feuerwehrmannschaft keine effizienten Ölsperren verfügbar, darum war hier besondere Kreativität des eingesetzten Gruppenkommandanten gefragt. Unter Einsatz von Wathosen und Schwimmwesten wurden aus Brettern und Staffeln schnell einfache Sperren gezimmert, die den größten Teil des Ölteppichs, dargestellt durch Sägespäne aufhalten konnten.
Eine weitere Übungsgruppe kam einer „verunfallten“ Person zu Hilfe, die in einem drei Meter tiefen Schacht festsaß. Eine über 90 kg schwere Übungspuppe wurde mehrmals mit verschiedenen einfachen, aber wirksamen Hilfsmitteln aus dem engen Schacht befördert.
Das „Highlight“ der Katastrophenhilfsdienst-Übung war aber mit Sicherheit die sehr herausfordernde Befreiung einer Person aus einem eingestürzten Haus. Dies wurde durch eine ausgehobene Künette dargestellt, in der eine Übungspuppe abgelegt wurde.
Dieser Graben war der Länge nach mit einem mächtigen Baumstamm verschlossen, auf dem auch noch drei mehrere tausend Kilogramm schwere Betonelemente abgestellt wurden. Wegen des angenommenen großen „Schuttkegels“ des „eingestürzten“ Hauses war eine Rettung der Person mit einem Kranfahrzeug nicht möglich. Darum musste nur durch geschickte Positionierung zweier Greifzüge und Schlagen einer Landverankerung ein Zugang zur verunfallten Person geschaffen werden. Dies war bei der doch schon ungewöhnlich hohen Frühjahrstemperatur ein sehr schweißtreibendes Unterfangen.

Wer zu körperlichen Höchstleistungen animiert wird, der muss auch ordentlich versorgt werden. Der Versorgungszug des Katastrophenhilfsdienstes des Bezirkes Tulln richtete in kürzester Zeit eine Feldküche in der Fahrzeughalle des Feuerwehrhauses Großweikersdorf ein. Die eingesetzten Kräfte wurden dort mit Frühstück und einem sensationellen Mittagessen verwöhnt. Die Küchenchefs servierten Waldviertler Fleisch- und Grammelknödel auf pikantem Sauerkraut, das wirklich keine Wünsche offenließ.
Nach fordernden und lehrreichen Übungsstunden konnten am späteren Nachmittag auch die letzten Mannschaften zu Ihren Heimwehren zurückkehren und die Einsatzbereitschaft wieder herstellen. (JH)

Eingesetzte Übungskräfte: 312 Kameradinnen und Kameraden sowie 60 Fahrzeuge

 

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